In Gesprächen mit Kunden kommt immer der Moment, meist sehr früh, bei dem es um das Honorar für meine Arbeit, dem »Virtual Tuning« geht. Am Beispiel dieses BMW R100 Cafe Racer Projekts, möchte ich Ihnen zeigen, dass sich »Virtual Tuning« für jedes Umbau Projekt lohnt – auch bei einem begrenzten Budget!
::: Projekt BMW R100 Cafe Racer (Stand April 2014)
Ende Februar 2014 erwarb Oliver Heda, Inhaber der Roller & MotorradBox Stuttgart, seine 78er BMW R100 in einem technisch als »OK« zu beschreibenden Zustand. Zwei Wochen nach dem Kauf der R100 bat er mich, ihm »virtuelle« Hilfestellung bei dem von ihm geplanten Umbau zu geben – im Hinblick auf die Technik des Umbaus und die zukünftigen Farben seiner BMW.
Bei dieser Visualisierung sollte sich die Technik im Rahmen eines begrenzten Budgets halten, also keine wirklich großen Umbauten beinhalten. Als bis dahin einzige Vorarbeit hatte er eine moderne Leichtbau-Batterie unter das Heck verbaut und damit das Rahmen-Dreieck der BMW zum Teil frei geräumt.
In diesem Ist-Zustand wurde seine BMW fotografiert und dieses Bild diente mir als Basis für meine digitale Arbeit.
::: Vorarbeiten »Virtual Tuning« – Anpassen der Technik und »cleanen«.
Im Rahmen dieser Vorarbeiten mache ich mich auch mit dem Fahrzeug besser vertraut. Stellen Sie es sich als Rundgang mit einer stark vergrößernden Lupe um das Motorrad herum vor, bei welchem ich auch ein Gefühl für das Motorrad entwickle und sich erste Ideen-Ansätze zum Design in meinem Kopf formen.
::: Bild 1. Heckumbau
Das Heck wurde gesäubert. Der verwitterte BMW-Aufkleber entfernt. Ebenso die beiden Blinker. Das »Klebeband Provisorium« an der Sitzbank zu einer sauberen, eleganten Schellen-Halterung umgestaltet. Das Rücklicht nicht mehr aufgesetzt, sondern in das Heck integriert. Plus eine frei konstruierte Halterung für das Kennzeichen.
::: Bild 2. Kürzung der Endtöpfe, Nachbau Kardan / Reifen und Felge
Die Endtöpfe wurden gekürzt. Dazu passte ich das Endstück des vorderen Endtopfes an die Schweißnaht auf Höhe des Federbeins an.
Der Kardan wurde »neu« und aus einer vollständig anderen Vorlage in das Bild eingearbeitet. Dazu diente mir der »Screenshot« eines Kardans einer BMW GS 80 den ich im Netz fand und über den Original-Kardan legte. Zusätzlich entnahm ich Teilbereiche der Felge und des Reifens und passte diese der Reifen- und Felgen-Rundung an. Zum Schluss positionierte ich die noch fehlenden Speichen.
Ich erwähne diese Punkte deshalb so deutlich, da BMW-Kenner den Kardan-Unterschied auf den zweiten oder dritten Blick vielleicht erkennen und auch kritisieren mögen. Aber beim »Virtual Tuning« geht es nicht um 100% korrekte Darstellung sondern um eine 100% korrekte Anmutung.
::: Bild 3. Rahmendreieck
Hier entfernte ich das hintere Schutzblech und legte somit das Rahmendreieck vollständig frei. Dazu kopierte ich auch den oberen Teil des vorderen Federbeins und passte diesen Teil in den Hintergrund der BMW ein.
::: Bild 4. Motorabdeckung
Die Motorenabdeckung ist im Original Foto nur aufgelegt. Es zeigt sich deutlich ein Spalt zwischen Abdeckung und Motorgehäuse. Diesen Spalt wäre im fertigen »Virtual Tuning« Bild noch deutlicher aufgefallen. Deshalb passte ich die Abdeckung passgenau und optisch korrekt an den Motor an.
::: Bild 5. Tank und Ochsenaugen
Ich säuberte den Tank von Unregelmäßigkeiten, entfernte das abgewetzte Tankpad, hellte das BMW-Logo auf und baute an das sichtbare Lenkerende einen Ochsenaugenblinker.
::: Bild 6. Frontverkleidung und Scheibe
An der Front entfernte ich den Blinker und überarbeitete den Chromring des Scheinwerfers. Beide Spiegel wurden entfernt und die Scheibe von oben gekürzt. Die Scheibe zeichnete ich neu. Mit dem Schwung der gummierten Original Kanten als Linienvorgabe und einer blauen Tönung.
::: Bild 7. Frontfender
Für die korrekte Anmutung des »Virtual Tunings« kürzte ich das angebaute Original Teil.
::: Bild 00. Gesamtansicht der technisch vorbereiteten und gesäuberten 78er BMW R100
Wo notwendig, wurden herabhängende Kabel, Schmutzflecke und allgemein störende Bildunregelmäßigkeiten entfernt. Aber immer mit dem Augenmerk darauf, dass die »alt« Optik des Motorrades bestehen bleibt! Es also nicht – wie man so schön sagt – »gephotoshopped« wirkt.
Dieses Bild ist nun die Ausgangsbasis aller weiteren »virtuellen« Arbeiten am Design der BMW. Durch die bisherigen Vorarbeiten ist es möglich, bei diesem Stand meiner Arbeit die Grundfarben an Tank, Heck, Front und Fender fast schon auf »Klick« zu verändern, den Wünschen des Kunden anzupassen aber auch neue Farb-Ideen auszuprobieren und ihm diese zu präsentieren.
Da es sich hier um ein Umbau-Projekt mit begrenztem Budget handelt, will Oliver die blaue Rahmenfarbe für 2014 beibehalten. Sie gefällt ihm ganz gut und ist auch eine der Hauptfarben seiner Firma. Den Rahmen der BMW musste ich also nicht als vollständig separaten Bildteil freistellen. (Vorteil dieses zusätzlichen Arbeitsschrittes wäre eine fast auf »Klick« veränderbare Rahmenfarbe, was bei diesem Projekt aber aktuell nicht notwendig ist.)
Bilder 8 bis 10: Zwischenschritt – unifarben
Für mich als Designer kommt Einfarbigkeit bei einem Motorrad absolut nicht in Betracht. Beim »Virtuellen Tuning« ist dieser Zwischenschritt, die Farbe großflächig auf alles aufzutragen aber notwendig. Salopp ausgedrückt: Sieht es unifarben gar nicht schlecht aus, ist die gewählte Farbe als Grundfarbe für das Design tauglich.
Für Olivers BMW entschied ich mich, ihm neben seiner ursprünglichen Wunschfarbe (einem zum Blau des Rahmens in sehr starkem Kontrast stehenden schwarz) zwei weitere Farbvorschläge zu machen – ein helles und elegantes Grau, welches in Harmonie zu der Farbigkeit von Motor und Kardan steht und das Blau der vorgegebenen Rahmenfarbe. Blau statt Schwarz? Diese Entscheidungsmöglichkeit stand absolut nicht auf Olivers Liste!
Bilder 11 bis 16: Entwicklung eines klassischen Cafe Racer-Design – Teil 1
Für Olivers R100 wählte ich bewusst eine »einfache« und klassische Design Linie. Der hier gezeigte Design-Vorschlag bietet nach oben hin Spielraum, komplexer zu werden und wird sich im Gespräch mit Oliver wahrscheinlich noch etwas weiter entwickeln. In dieser Grundgestaltung zeige ich ihm, wie sich der Eindruck seiner BMW beim Betrachter durch das Spiel mit zwei wie drei Farben verändert. Die Farbe Gelb wurde von mir deshalb ausgewählt, da ich in einigen der Beispiele auch einen noch deutlicheren Bezug zu seiner Firma herstellen wollte. Denn neben Blau dient auch Gelb als Schmuckfarbe der Roller & MotorradBox Stuttgart.
Wie komplex ein Cafe Racer Design aber werden kann, zeigt das Beispiel meiner »Triumph Boneville »12.2 Evo« welche ich 2013 für die italienische Tuningschmiede »Free Spirits« zeichnete. Die weiteren Design Fortschritte zu diesem Projekt und wie es dann letztendlich realisiert wird, folgen in den nächsten Wochen.
——————————————————————————————-
::: »Virtual Tuning« bedeutet: Vollständige Individualität in Ihrem Projekt.
Ob privat Person oder professioneller Tuner und Customizer, am Ende des Projekts steht immer ein Fahrzeug mit ganz persönlichem Fingerabdruck. In Technik und Design, welches den Weg auf die Straße finden soll.
Die hier gezeigte BMW R100 von Oliver Heda ist genau solch ein Projekt mit persönlichem Fingerabdruck. Das »Virtuelle Tuning« findet auf ihr statt – auf dem Original in seinem Besitz. Ich arbeite mit dem was da ist und passe die Technik durch digitale Bildbearbeitung im Rahmen des Umbau-Budgets an. Diese BMW ist keine Studie / Vorlage die er sich aus dem Internet geladen hat, sondern das Fahrzeug, welches in wenigen Wochen von ihm auf der Straße gefahren wird. Ob seine BMW dann Schwarz / Blau oder Blau / Schwarz oder wie auch immer sein wird, entscheidet sich in den kommenden Wochen.
Bis dahin hat Oliver Heda durch mein »Virtuelles Tuning« weitere Vorschläge an die Hand bekommen, wohin sich seine BMW entwickeln kann. Und einige dieser Möglichkeiten sind für ihn vollständig anders und neu. Es ist eher unwahrscheinlich, dass er in den nächsten drei Wochen eine Vorliebe für die Farbe »Pink« entwickelt. Aber auch dann, kann ich ihm dazu eine virtuelle Umsetzung auf seiner BMW liefern.
::: Spart Virtuelles Tuning« Zeit und Geld innerhalb eines Projekts? JA!
Bei dem hier gezeigten BMW Cafe Racer-Projekt gab es ein paar Fragen, die Oliver Heda für sich im Vorfeld für noch nicht zu 100% Prozent beantwortet hatte. Die Antworten fand er durch meine Arbeit. Was Doppelkäufe verhindert und ihm Zeit spart bei der Suche nach Anbietern.
- Rücklicht integriert statt neu und erneut aufgesetzt
- Konstruktion der Heckhalterung nach Vorgabe durch mein »Virtual Tuning«
- Kleinere Scheibe mit blauer Tönung
Nach der Entwicklung des virtuellen Designs kann folgender Punkt fest gemacht werden:
- Rahmenfarbe kann auch über 2014 bestehen bleiben und die BMW wird nicht komplett zerlegt. Hohe Kosten und viel Arbeitszeit bleiben ihm erspart.
Nach der Fertigstellung des »virtuellen« Designs in allen Einzelheiten
- Hat er eine klare Vorlage für den Lackierer
- Sein Lackierer kann einen genauen Kostenvoranschlag abgeben
- Es entstehen keine versteckten Nach-Kosten beim Lackierer
::: Ihre Vorteile durch »Virtual Tuning« in Stichworten zusammengefasst
- Visualisierung ihrer Ideen bzgl. technischem Umbau und Design am Bild des original Motorrades (auch Auto / Transporter / LKW)
- Visualisierung auch mit Fremd-Teilen möglich. Z. Bsp. Zubehör und Anbauteile, welche noch nicht gekauft wurden, sondern nur als Bildmaterial vorliegen. Dies ergibt Kostenersparnis und verhindert Fehlkäufe.
- Unkompliziertes Ausprobieren verschiedener Farbvarianten und – Designs.
- Aufzeigen von Design- und Farbalternativen die Ihr Projekt noch attraktiver für den »Catwalk Straße«, die Messe und Ihren Kunden macht!
- Zeitersparnis im Gesamtprojekt
- Klare Vorlage für Lackierer, die zu 100% den eigenen Wünschen entspricht
– Genauer Kostenvoranschlag möglich
– Keine Folgekosten durch Nacharbeiten
– Höhere Kostentransparenz und Planbarkeit des Gesamtprojekts
::: Was kostet »Virtuelles Tuning«?
Mein Honorar startet bei 839,50 Euro netto (999,- Euro inkl. MwSt.). Dies ist mein Grundpreis für die Umsetzung eines Projekts (zw. 12 und 14 Stunden Arbeitszeit), vergleichbar mit der hier vorgestellten BMW. Darin enthalten: Eine Seitenansicht des Motorrades (von links oder rechts) mit den darin enthaltenen Vorarbeiten und ein »einfacher« Ansatz zum Design und zur Farbgebung. Für weitere Arbeiten oder komplexere Umbau-Projekte erstelle ich Ihnen gerne einen Kostenvoranschlag.
::: Interessiert?
Ich freue mich auf Ihre Anfrage, egal ob als Privatperson, Customizer oder Tuner. Kontaktieren Sie mich!
::: Und wenn sich mein Kunde tatsächlich für »Pink« entscheiden würde?
Zugegeben, dass wäre schon sehr mutig. Wie ein 78er BMW R100 »Flat’n Pink« Cafe Racer aber aussehen könnte – sehen Sie hier. Für diese Eigen-Studie habe ich den Rahmen der BMW ebenfalls »Pink« gefärbt, die Felgen geschwärzt, Reflektor und Blinker eingefärbt, einen Spiegel unter dem Lenker verbaut und noch ein passendes Nummern-Seitenteil gezeichnet. Gewagt? Mit Sicherheit. Aber beim »Virtual Tuning« kann, darf und soll man auch Risiken eingehen: »Don’t be afraid of PINK!«
——————————————————————————————-
::: Ihr Motorrad optimal für ein »Virtuelles Tuning« fotografieren
Gut vorbereitetes Bildmaterial bedeutet Zeitersparnis in der Vorarbeit. Dies ergibt mehr Zeit für die Arbeit am eigentlichen Design.
- Alle notwendigen Komponenten und Teile sollten korrekt am Motorrad verbaut sein.
- Alle nicht notwendigen Komponenten sollten abgebaut sein. Dies betrifft hauptsächlich Spiegel und Blinker, falls diese ausgetauscht werden sollen.
- Soll ein anderer Endtopf montiert werden, oder wie im Falle des BMW Projekts der Auspuff gekürzt werden, ist eine zweite Aufnahme ohne Endtopf (oder der Endtöpfe), aus der identischen Kameraposition, sehr sinnvoll! Eine identische Kameraposition kann über ein Stativ und Markierungen der Stativposition sowie der Position des Motorrads erreicht werden. Z.B. Kreidestrich / Klebeband am Boden, um die Position des Vorderrades zu markieren.
- Sorgen Sie für einen einfarbigen Hintergrund bis hinab zum Boden! Am besten eignet sich dafür ein helles Leintuch, welches Sie hinter Ihrem Motorrad aufspannen. Bis zum Boden ist dabei wichtig! Bei einem Umbau zu einem Cafe Racer werden gerne Speichenfelgen verwendet. Meist ist es notwendig diese für ein »Virtuelles Tuning« ebenfalls freizustellen. Z.B. um diese dann umzufärben. Ein einfarbiger, heller Hintergrund, der bis zum Boden reicht, macht die Sache um einiges einfacher und spart somit Zeit.
- Stellen Sie ihr Motorrad senkrecht! Nutzen Sie dazu entweder den Hauptständer oder den Seitenständer den Sie mit einem genügend dicken Brett unterlegen. Falls möglich, können Sie auch einen Rennständer am Heck verwenden.
- Fotografieren Sie ihr Foto senkrecht und nutzen Sie dazu am besten ein Stativ. Orientieren Sie sich dabei an der Linie des Tanks. Zeigt sich der Tank im Profil, ist die Kameraposition korrekt. Am Beispiel der BMW: Der aufgesetzte Tankdeckel erscheint nur im Profil, das Motorrad steht also perfekt im Bild.
- Fotografieren Sie immer mit der höchsten Auflösung Ihrer Kamera. Wenn Sie sich mit Ihrer Kamera gut auskennen und mehr als nur Grundkenntnisse der Fotografie haben: Sorgen Sie für eine gute indirekte Ausleuchtung und arbeiten mit Tiefenschärfe.
Sie sehen, es gibt einiges was Sie tun können um Ihr Motorrad perfekt für »Virtuelles Tuning« vorzubereiten. Die Zeit die Sie dabei investieren, können Sie fast 1 zu 1 auf meine Zeitersparnis übertragen. Sie investieren z.B. 4 Stunden für ein perfektes Fotoshooting – ich spare diese 4 Stunden bei meinen Vorarbeiten. Diese gesparte Zeit kann ich dann für das eigentliche Thema, Ihr Design, aufbringen.
Ich freue mich von Ihnen zu hören!
Steven Flier
Designer und Motorrad Enthusiast